Hast du schon mal private Raufereien mit Jungs?
Die Ausbildung
Eine Frage, die mir bereits oft gestellt wurde. Und tatsächlich sind mir die ersten beiden von drei „Kämpfen“ immer mal wieder in den Sinn gekommen, aber genauso schnell auch wieder in Vergessenheit geraten. Die Raufereien – besser gesagt – Schlägereien mit meinem Bruder zähle ich jetzt mal nicht dazu. Nur eines lasst euch gesagt sein, ich war eine richtig fiese, große Schwester, die keine Gelegenheit ausließ, ihren Bruder zu tyrannisieren. Aber das ist doch wohl normal, oder?! Es war solange lustig, bis er größer und stärker als ich wurde. Da half dann auch das Haare ziehen nichts mehr. 😉
Die erste Rauferei war während meiner landwirtschaftlichen Ausbildung, also in dem Zeitraum 2010-2012. Wenn ich jetzt von der ersten erzähle, hält mich der ein oder andere von da an sicher für verrückt oder zumindest für leichtsinnig. Der eine oder andere kennt vielleicht noch meinVZ, SchülerVZ oder auch StudioVZ. Ja, diese gab es noch vor facebook und Co. Und nein, ich hatte kein ICQ. 😉
Ich hatte meinVZ und auf dieser Plattform hatte mich jemand angeschrieben, der sich mit mir mal raufen wollte. Natürlich war ich total neugierig und dachte mir nur: „Warum nicht?“ Ich hatte es sogar meinem Ausbilder und seiner Freundin erzählt. Die Gesichter hättet ihr sehen sollen. Völliges Unverständnis. Gut ich war auch schon in der Ausbildung kein normaler Azubi, sondern ein Workaholic, weshalb sie schon einiges von mir gewohnt waren, aber sowas jetzt?! Ich erinnere mich noch an den Tag, an dem er mich dann abholen wollte. Er kam mit seinem BMW auf den Hof gefahren und ich wollte los die Treppe runter. Die Freundin meines Ausbilders kam mir zuvor und stampfte fast wutentbrannt hinunter, quer über den Hof zum ihm. Mein Ausbilder und ich schauten vom geöffneten Fenster aus zu und hörten nur so Sätze wie: „Und wehe du bringst mir sie nicht heile zurück.“ Mann, hat der einen Einlauf bekommen. Ich hatte schon fast bedenken, der fährt gleich wieder vom Hof. Die Freundin schüttelte den Kopf und sagte mir noch einmal, wie bekloppt und wahnsinnig ich denn sei, einfach zu einem Fremden ins Auto zu steigen, weiß Gott wohin zu fahren und sich dann zu raufen. Aber sie sei nicht meine Mutter. Wenn ich so im Nachhinein so darüber nachdenke, jepp, wie bescheuert. Würde ich auch nie wieder so machen.
Aber gut, wie heißt es so schön, jugendlicher Leichtsinn. Also ich ab in sein Auto und wir sind tatsächlich weiß Gott wohin gefahren. Spaß beiseite, ich weiß noch genau wohin. Kurzer Weg über einen Landweg, auf die Bundesstraße, dann ein Stück über einen Feldweg, bis uns sicher auch niemand mehr sehen konnte, zu einem abgezäunten Stück, worin ein offen liegendes Güllelager war. Ja, wirklich romantisch, nicht?!
Es war im Sommer und dementsprechend war der Boden ausgetrocknet und steinhart. Na klasse, dachte ich mir da. Meine Knochen freuen sich jetzt schon. Ohne viel tamtam ging es dann auch schon los. Ich, mit meiner damals begrenzten Bodenkampferfahrung, und er mit seiner Notgeilheit, wie sich später herausstellte. Vielleicht war ich auch einfach zu naiv?! Okay, streicht das Vielleicht. Ich war naiv. Aber da war ich doch schon 20 Jahre alt. Kann man da noch so naiv sein? Yes, Frau kann.
Ich hatte meine Mühe, ihn unter Kontrolle zu halten, eben weil es auch einfach nur wehtat, sich auf dem harten Boden zu bewegen. Aber gut, man lernt nie aus. Notiz an mich selbst: „Schau zu, dass du nicht mehr in solche Situationen kommst, haha.“ Ich weiß nicht, wie lange wir da so auf dem Boden rauften, aber irgendwann waren wir beide geschafft. Als ich dann aufstehen und zum Auto gehen wollte, grabschte er mir an den Arsch und machte anzügliche Bemerkungen. War ich davor nur etwas beunruhigt, dass ich – wie gesagt – meine Mühe hatte, ihn im Kampf zu dominieren, rührten hier die Bedenken nun aus einer anderen Richtung. Da erst wurde mir mein Leichtsinn in dieser Situation bewusst. Gedanken stiegen in mir hoch: „Wie kommst du hier im Notfall weg, kannst du ihm im Notfall ernsthaft besiegen, sollst du jetzt ins Auto steigen, soll ich meinen Ausbilder anrufen?!“ Ich aber bewahrte die Ruhe und meinte nur, Finger weg. Ich stieg zu ihm ins Auto und er fuhr mich tatsächlich ohne weitere Zwischenfälle zurück zum Hof. Ich verabschiedete mich nett und war heilfroh, als ich die Autotür schloss. Mit dem Zuklappen der Autotür kam dann auch mein Gedanke: „Nie wieder!“ Meinem Ausbilder und seiner Freundin erzählte ich natürlich nichts.
Der wahre Terror ging erst danach los. Kaum war ich wieder mal online auf meinVZ, kam schon die erste Nachricht, dass wir unseren Kampf doch wiederholen sollten. Ich versuchte, nett zu bleiben und zu verneinen, da wurde er immer verzweifelter. Man könnte gar meinen, wütend. Er schrieb mir irgendwann sogar, dass er mir Geld für ein weiteres Treffen bieten würde. Da war es für mich endgültig vorbei. Ich habe ihn von da an ignoriert. So ging meine Ausbildung erstmal weiter ohne solcherlei Treffen. Aber es sollte nicht beim letzten Kampf bleiben.
Die Unizeit
Irgendwann während meines ersten oder zweiten Studiensemesters half ich als Betriebshelfer in einem befreundeten Betrieb aus. Es war zur Maisernte und wir waren dabei, den Maissilo zuzudecken. Eine der eher nervigen Aufgaben, zumal man weiß, je besser man es zudeckt, desto schlimmer wird das Abdecken im nächsten Jahr. Ich weiß nicht mehr den Zusammenhang, aber ich bin mir sicher, ich habe wieder einmal provoziert, und dann habe ich mich einfach mit einem der Jungs auf dem Maissilo angelegt. Da rauften wir uns in voller Montur mit Kombi und Gummistiefeln auf dem gehäckselten Mais. Meine beiden anderen Kumpels schauten nur lachend zu und stachelten uns weiter an. Ich weiß nicht wer gewonnen hat, aber es war einfach nur lustig. Weniger lustig war der ganze Mais, der sich in den Stiefeln, im Gesicht und unter dem Kombi angesammelt hat. In dem Fall war diese Rauferei eine wahre Sauerei. Immerhin waren die Knochen heile, da der Mais schön weich war. 🙂
Die Zeit danach
Die dritte Rauferei fand damals in Kiel in dem Park um die Forstbaumschule statt. Auch wieder ganz spontan, ich war damals mit meinem Freund joggen und wir wollten in dem Calisthenic Park noch ein kleines Workout machen. Da trafen wir dann einen seiner Kampfsportkollegen. Und den Rest könnt ihr euch ja denken, ich wieder am provozieren. Erst rangelte er eine Runde mit meinem Freund und dann kämpfte ich gegen ihn. Und was ihr euch auch sicher wieder denken könnt, es war im Sommer, der Boden knochentrocken und der Rasen war wohl tags zuvor gemäht worden. Es war, als rangelte man auf einer Drahtbürste. Und das Beste: Wer trug nur ein kurzes Top, weil warm?! Wie war das mit der Notiz an mich selbst?! Immerhin verfügte ich schon über deutlich mehr Wrestlingerfahrung. So rangelten wir auf dem Boden, meine Schulter scheuerte ich mir damals richtig wund, aber das war nicht alles. Er hatte mich irgendwie auf meinen Bauch gedreht und meinen Arm in einen Hebel gedreht. Ich wollte mich noch irgendwie daraus befreien und er drückte weiter runter. Dann machte er nur knaaaarz und er voll erschrocken. „Ich hoffe, das war nur das trockene Gras?“. Ich erwiderte nur, „nö, dass war mein Ellenbogen!“ Er entschuldigte sich sofort und wusste nicht mehr, wie er reagieren sollte. Ich meinte nur: „Ach halb so wild, komm weiter.“ Wir haben die Runde auch noch zu Ende gekämpft. Die Quittung sollte ich ein paar Stunden später erhalten und die Schmerzen am nächsten Tag. Ich bin damals nicht zum Arzt gegangen, aber ich habe mir sicher eine Sehne an- oder durchgerissen oder zumindest einen Muskel gezerrt. So ist das halt nun einmal. Meine erste schlimmere Verletzung. Aber es sollten noch einige folgen, so wie es sich für einen Kampfsportler gehört. 🙂
Aber würde ich die Erfahrungen missen wollen? Nö, auf keinen Fall, ich würde alles genauso wieder machen…! 😉 Und es kommen sicher noch ein paar Raufereien dazu!